Die Macht von TikTok & wie Donald Trump sie zu spüren bekam
Bereits vor Corona, doch ganz sicher während der Quarantäne-Zeit machte TikTok auf sich aufmerksam. TikToker — so werden die User genannt — finden geliebte Songs der Plattform in den Charts des Sommers und verschwören sich gemeinsam gegen den vermeintlich mächtigsten Mann der Welt. Doch was hat es mit dieser Plattform auf sich und wie bekam Donald Trump dessen Macht schmerzlich (im übertragenen Sinne) zu spüren?
Macht die Uhr nicht TikTok?
Ja, das tut sie. Aber eine chinesische Social Media/Video-Plattform trägt ebenfalls diesen Namen. Ursprünglich war TikTok als musical.ly bekannt, dieses wurde 2018 aufgekauft und hat den aktuellen Namen bekommen.
Mit der App für Android & iOS kreieren Userinnen & User kurze Videosequenzen, welche mit dem passenden Sound hinterlegt werden. Angefangen hat alles mit Lip-Sync-Videos a là musical.ly, später entwickelten sich mehr oder weniger anspruchsvolle Dance-Moves und kreative Compilations.
Das Tolle an der App: TikToker können ihrer Kreativität freien Lauf lassen und sich von anderen inspirieren lassen. Zusätzlich tauchen die unterschiedlichsten Challenges auf. So konnte man sich in Zeiten von Covid-19 anschauen wie Menschen anfingen Toilettenbrillen abzulecken — niemand hat behauptet, dass die Teilnehmer dieser Challenges einen hohen IQ benötigen. Das Ende fand die Challenge als jemand an Corona erkrankte. *hrmhrm*
Corona — als auch Millenials anfingen „I‘m a savage“* zu singen
Die Zahlen der TikTok-User sind in den letzten Monaten stark angestiegen, so waren im Juni rund 184 Million Android & 60 Millionen iOS-User auf der Plattform aktiv. Woran das liegt? Die Videos sind lustig, unterhaltsam, keine schwere Kost und man bekommt einfach nicht genug davon. Also genau das Richtige um etwas Abwechslung in den weniger schönen Corona-Alltag zu bekommen.
Ich selbst zähle zu den so genannten Millenials (Jahrgänge 1985–1995- wobei diese Definition auch von Literatur zu Literatur unterschiedlich ist) und gehöre damit nicht zur ursprünglichen Zielgruppe, denn diese ist die jüngere Gen Z. Aber so wie unsere Eltern Facebook übernommen haben #okayboomer übernehmen wir jetzt TikTok. Ich gestehe ich bin der absolute TikTok-Addict und bekomme nicht genug davon. Hin und wieder versinke ich stundenlang in der App bin fasziniert von der Kreativität der Menschen, nehme den einen oder anderen iPhone Hack mit, fülle meine Amazon Wunschliste mit “Amazon-Must-Have”s oder spame meine Freunde mit den kurzen Videos zu.
*TikTok-Insider: Wer wissen will was dahinter steckt, meldet sich an und findet es selbst heraus
Was hat Trump jetzt mit TikTok zu tun?
Nun ja, die Nutzer der Plattform haben den amtierenden Präsidenten bei seinem ersten Wahlkampfauftritt seit Ausbruch der Pandemie ganz schön bloßgestellt.
Doch was genau ist passiert? Der Mann mit der interessanten Frisur wollte Corona zum Trotz eine Halle mit Menschen füllen und für sich begeistern. Vor der Veranstaltung war das Team rund um den Präsidenten ganz aus dem Häuschen, da wahnsinnig viele Menschen Plätze reserviert haben. Darunter auch Trumps Pressesprecherin.
Tatsächlich blieben rund 1/3 der 19.000 Plätze im BOK Center in Tulsa leer. Das Wahlkampf-Team schob diese Tatsache auf eine „plötzliche“ Besorgnis der vermeintlichen Besucher.
Hat man die „For You“-Page auf TikTok in den Tagen zuvor genauer im Auge behalten, gab es ein paar Sounds und dazugehörige Videos, die dazu aufriefen Plätze zu reservieren. Statt jedoch hin zu gehen könnte man ja plötzlich krank sein *hüstel* oder mit dem Gecko spazieren gehen.
Die TikToker sind dabei besonders raffiniert zu Werke gegangen: Mit falschem Namen und falscher Telefonnummer sind sie für Trumps Wahlkampfdatenbank natürlich vollkommen nutzlos und die Spreu vom Weizen zu trennen so gut wie unmöglich. Oh wie schade.
Das ist aber nicht die einzige Aktion, die sich die User ausgedacht haben. Inzwischen wurde auch Trumps Wahlkampf-Online-Shop lahmgelegt -nachzulesen hier oder hier.
Und da sagt noch einmal jemand die Jugend interessiert sich nicht für Politik.
Ein wichtiges Learning ist auf jeden Fall, dass TikTok als Plattform für Unternehmen und Organisationen nicht außer Acht zu lassen ist. Insbesondere wenn man eine jüngere Zielgruppe erreichen will. Die weitere Entwicklung der App bleibt spannend.
Meine Studienkollegin Birgit hat sich bereits mit dem Thema Journalismus & TikTok auseinandergesetzt. Den Beitrag gibts ebenfalls hier auf Medium zu lesen: