Der Aufstieg des Oliver Pocher und sein Kreuzzug gegen Influencer

Fahrt hat der Pocher bereits vor der Corona-Krise aufgenommen. Ein öffentlicher Disput mit Schlagersänger Michael Wendler, der nach einer — gelungenen — Satire des Songs Egal, in einem öffentlichen Wettstreit im TV endete, mehr oder weniger.

Was danach folgte ist relativ bekannt, Covid-19 kam in Europa an, nach und nach gab es mehr Erkrankte, Ausgangsbeschränkungen wurden in den meisten europäischen Ländern ausgerufen und bei Amira Pocher wurde Corona diagnostiziert. Letzteres führte dazu, dass die Pochers (bei Oliver Pocher wurde die Diagnose wenige Tage später gestellt) in Heimquarantäne mussten und Zeit hatten, sehr viel Zeit.

Influencer Marketing in Zeiten von Corona?

Inwiefern Influencer Marketing in der aktuellen Lage Sinn macht oder zu einem positivem Markenbild beiträgt ist fraglich. Darauf ist auch Pocher in seinen Instagram-TV Videos aus, die er seit Mitte März regelmäßig online stellt. Ich persönlich hab das Ganze mit einer Woche Verspätung zu verfolgen begonnen.

Zu Beginn setzt er sich allgemein mit dem Thema Influencer Marketing auseinander und stellt das Konzept und die Funktionsweisen vor.

„Hallo meine Lieben, ich zeig euch jetzt ein Produkt, das ich schon ewig verwende und mit dem ich wahnsinnig zufrieden bin“ — je nachdem wie unser Follower-Verhalten aussieht hören wir diesen Satz in abgewandelter Form teils mehrmals täglich. Es werden Haarmasken, Gesichtsmasken, Sportklamotten, schlankmachende Tees und noch viel mehr beworben.

Genau diese Produkte und die Personen, die diese bewerben, nimmt sich Pocher vor. Zusätzlich zu seinen Videos macht er auch Livestreams, in welchen er sich auch mit Experten zu dem Thema unterhält und festhält, dass hier viel Wirbel um nichts gemacht wird. Wir alle kennen die Werbung, doch wenn uns vor Augen gehalten wird, dass jedes Mal ein 1000er Rabattcode mit bis zu 120% o.ä. angeboten wird — tja, das ist dann für die meisten noch einmal etwas anderes. Das Besondere, das die Zuschauer fesselt, ist vor allem die satirische Darstellung und der schwarze Humor.

Pochers Bildschirmkontrolle — Fokus auf ein paar wenige Influencer

In einigen seiner Videos befasst sich Oliver Pocher mit den unterschiedlichsten Influencern. Schauspieler Jörn Schlönvoigt wird mit CBD-Öl Werbung für Regelbeschwerden von Frauen aufs Korn genommen, die Hochzeit der Panneks und anschließende Werbepostings bemängelt und der Intellekt von Ex-Germany’s Next Topmodel und Ex-Bachelorette Gerda Lewis hinterfragt. Natürlich sind noch einige mehr auf Pochers iPad, gelandet. Aber das kann man sich ja selber anschauen.

Oliver Pocher hat jedoch einige Lieblings-Influencer, mit denen er sich stärker auseinandersetzt: Ex-Bachelorette Teilnehmer Johannes Haller, Influencer & Eltern Familie Harrison, Ex-Berlin Tag und Nacht Schauspielerin Anne Wünsche und Wimbledon Sieger Boris Becker. Letzterer befindet sich im Lockdown in London und hat Instagram für sich entdeckt, was wirklich unterhaltsam ist.

Anne Wünsche hat er unter anderem beschuldigt sich Follower zu kaufen. Die Harrisons gerieten beispielsweise unter Beschuss, weil sie für ihr 2-jähriges Kind einen eigenen Instagram Channel pflegten oder Dominik Harrison vermeintliche Fake-Uhren trägt und zur Schau stellt. Johannes Haller wurde öffentlich gerügt, weil er in der derzeitigen Situation eine Reise durch vier Länder — deshalb bei Pocher nur noch der 4-Länder-Haller — machte.

Genau für die Videos über diese Personen ist Oliver Pocher nun weiter unter Beschuss geraten, hat mehrere Anwaltsschreiben erhalten und wahrscheinlich noch vieles mehr. Und es stellt sich die Frage, ob das in diesen Fällen noch immer Satire ist, oder schon zu weit geht? Wir alle, auch Oliver Pocher sehen nur einen Bruchteil des Lebens dieser Personen. Und diese verdienen nun einmal ihren Lebensunterhalt, damit Menschen für neue Produkte zu begeistern — die moralische Frage dieser Tätigkeit lassen wir jetzt einmal außer Acht. Steht es ihm und auch uns zu, diesen Personen dermaßen zuzusetzen und lächerlich zu machen?

Man darf in diesem Zusammenhang auch nicht vergessen, wie viele Menschen die Anonymität des Internets ausnutzen und diese Personen des öffentlichen Lebens mit Nachrichten zubetonieren. Deshalb stellt sich die Frage: Wo hört Satire und Spaß auf und wo fängt Beleidigung an?

Pocher is back

Obwohl es für Oliver Pocher jetzt auch negativ Schlagzeilen regnet, muss man festhalten, dass er es jetzt auf jeden Fall geschafft hat. Immerhin war er in den letzten Jahren mehr mit seinen Beziehungen in den Tratschblättern, als mit seiner Tätigkeit als Comedian und Satiriker, unterwegs. Wie man jetzt lesen durfte, bekommt er von RTL auch seine eigene Late-Night Show und seine inzwischen 1,9 Mio. Instagram Follower haben sich wahrscheinlich auch noch nicht an seinen Videos satt gesehen.